Sachbuch REZENSIONEN

Kleiner Spatz und Papa-Schmatz

Deutsche; über die Georgierin Swetlana Allilujewa
Stalins Tochter
Das Leben der Swetlana Allilujewa
Gustav Lübbe Verlag, Bergisch Gladbach 2004, 445 S.

(Rezensiert, entsprechend dem Gästebuch-Eintrag von Dirk Schick.)

Was für ein Leben! Obwohl Stalins Tochter Swetlana Stalina / Allilujewa auch manchmal "grenzenlos glücklich" war, kann ich mir niemanden vorstellen, der sein Leben mit dem hätte tauschen mögen.

Swetlana Jossifowna Stalina (geboren 1926) war zu Lebzeiten ihres Vaters die "Prinzessin im Kreml". "Kleiner Spatz" nannte sie der Vater, der sie von Herzen liebte, "Papa Schmatz" nannte sie den "stacheligen, nach Tabak riechenden Vater", den auch sie lieb hatte. Als sie sechs Jahre alt war, nahm sich ihre Mutter Nadja das Leben.

Swetlanas ersten (offiziellen) Geliebten, den verheirateten Schriftsteller und Filmemacher Aleksej Jakowlewitsch Kaplar, schickte der Vater in eine fünfjährige Verbannung nach Workuta in die Komi-Republik, um ihr die Liebe zu diesem Juden auszutreiben. Aus Trotz heiratete die achtzehnjährige Swetlana 1944 den jüdischen Studenten Grigorij  I. Morosow, den Stalin nicht ein einziges Mal gesehen hat. "Mein Vater", sagte sie einmal, "unterstützte den Antisemitismus nicht nur, er hat ihn selbst hervorgebracht." In dieser Ehe gebar Swetlana den Sohn Josef / Osja (der heute Arzt in Moskau ist). Diese "Protest-Ehe" scheiterte nach drei Jahren. Unglücklich verliebt war Swetlana dann in Sergio Berija (dem Sohn des Innenministers und stellvertretenden  Vorsitzenden des Ministerrats der UdSSR, seit 1938 Herrscher über den gesamten Repressivapparat), doch der heiratete 1946 Marfa Peschkowa, eine Enkelin Maxim Gorkis. Swetlanas zweite Ehe ging sie auf Wunsch ihres Vaters 1949 mit Juri Andrejewitsch Shdanow ein - dem Sohn von Stalins berüchtigtem Stellvertreter. In dieser "Vernunftehe", die nach drei  Jahren ebenfalls in die Brüche ging, wurde die Tochter Jekaterina / Katja geboren (die als Vulkanologin / Meeresbiologin auf Kamtschatka arbeitete). Ihre dritte Ehe scheiterte mit Iwan Aleksandrowitsch Swanidse (dem Sohn von Onkel Aljoscha, den Stalin erschießen ließ - und Tante Marusja, die aus Gram über den Tod ihres Mannes starb) schon nach eineinhalb Jahren. Swetlana scheint ihren dritten Ehemann völlig aus ihrer Erinnerung ausgeblendet zu haben; in allen ihren Aufzeichnungen erwähnt sie Iwan nie.

Jahrelang suchte die allein erziehende Mutter zweier Kinder nach dem Tod des Vaters (am 5. März 1953) nach Selbstbefreiung: "Für mich war es besonders schwer, zu erfassen, was mein Vater für Russland tatsächlich gewesen ist, weil es zu furchtbar war. Und je mehr ich die Wahrheit begriff, desto schmerzlicher wurde sie für mich. Selbst als ich schon vieles wusste, blieb ich lange Zeit  noch bei der Vorstellung, dass mein Vater selbst ein Opfer des Systems und nicht Schöpfer und Motor dieses Systems gewesen sei." Mit dem Tod Stalins endete der Massenterror gegen das eigene Volk. Ab 1954/55 begannen sich die riesigen Lagerkomplexe des Gulag - nach einer Kette von Streiks, Meutereien und Aufständen - allmählich aufzulösen. Vor allem das Jahr 1956 war das Jahr der Rückkehr von Hunderttausenden, die Opfer des Terrors geworden waren. "Viele sind wieder da", schreibt Swetlana, "Tausende, Abertausende Menschen, die alles heil überstanden und am Leben geblieben sind." Mit keinem Wort erwähnt sie, welches Leid all denen angetan wurde, die unter die am 28. März 1953 verkündete Amnestie fielen."* Ausführlich schreibt Martha Schad u. a. über die Grausamkeiten, die Polina Schemtschuschina (die Frau Molotows) und Anna Larina-Bucharina (die Frau Bucharins) in den Lagern zu erdulden hatten. Auch der Mord an dem jüdischen Schauspieler Michoëls wird mit neuen Aspekten dargestellt.

1957 beschloss Swetlana, nicht mehr den Familiennamen ihres Vaters zu tragen, sondern den der Mutter: Allilujewa. Zu Swetlanas Selbstbefreiung gehörte  auch, dass  sie 1964 freiwillig  ihre Kreml-Privilegien zurückgab: die Datscha samt  Personal, die monatliche Zuwendung von  4 000 Rubel, die kostenlose Benutzung der Kantine im Haus am Ufer in  Moskau, die der Poliklinik in der Siwezew-Wrasched-Gasse, die der Krankenhäuser in der Granowski-Gasse und Kunzewo, das Dienstauto; sich exklusive Kleidung im Atelier für Maßschneiderei in der Maly-Tschkasskij-Gasse anfertigen zu lassen. Swetlana zog 1966 Bilanz: "Ich war nun 40 Jahre alt. Siebenundzwanzig Jahre meines Lebens hatte ich unter schwerem Druck gelebt, die folgenden vierzehn Jahre befreite ich mich allmählich davon.  Diese 27 Jahre, von 1926 bis 1953, waren eine Zeit, welche die Historiker als die `Periode des Stalinsmus´ in der Sowjetunion bezeichnen, die Zeit des in einer einzigen Person verkörperten Despotismus, des blutigen Terrors, der wirtschaftlichen Schwierigkeiten, des grausamen Krieges und der ideologischen Reaktion."

Endlich wurde Swetlana ("die Lichtgestalt") "grenzenlos glücklich" - mit dem Inder Brjesh Singh aus einer alten indischen Adelsfamilie. Als sie ihn 1964 kennen lernte, war er schon sterbenskrank. Er litt an einer chronischen Bronchitis, und ein Emphysem hatte seine Lungen in einen hoffnungslosen Zustand versetzt. Nach drei Jahren - wovon er eineinhalb Jahre wieder in Indien lebte - starb er. Noch 1966 gelang es ihr, ein Visum über Italien und die Schweiz für Indien zu bekommen, um die Asche des Mannes, der in der Sowjetunion gestorben ist, auf dem Ganges zu bestatten. In Indien, wo sie von den Verwandten herzlich aufgenommen wurde, beschloss sie spontan, nicht mehr in die Sowjetunion zurückzukehren. "Ich erkannte, dass das für mich den endgültigen Bruch mit dem Kommunismus bedeutete. Umso besser! Mein Leben würde viel ehrlicher sein als in der UdSSR." Die indische Ministerpräsidentin Indira Gandhi bat sie vergeblich um eine Aufenthaltsgenehmigung für Indien. Diese fürchtete eine Verschlechterung der Beziehungen zur Sowjetunion, wenn sie die "geflüchtete" Stalin-Tochter aufnehmen würde. Nach einigen Schwierigkeiten erhielt Swetlana ein Visum für die USA - ein Aufsehen erregendes Ereignis, das weltweit für Schlagzeilen sorgte; ich erinnere mich noch an die DDR-Rundfunknachricht, die allzu knapp ausfiel...

Diese Aussage Swetlanas betrachte ich als ihr Kredo: "Für mich gibt es weder Kapitalisten noch Kommunisten - es gibt nur gute oder schlechte, ehrliche oder falsche Menschen, und in welchem Lande auch immer sie leben, sind die Menschen doch überall gleich und ihre Hoffnungen und moralischen Ideale ein und dieselben. Mein Vater war Georgier, meine Mutter jedoch eine Mischung verschiedener Nationalitäten. Obwohl ich mein ganzes bisheriges Leben in Moskau verbracht habe, glaube ich doch, dass man überall zu Hause sein kann. Indien ist meine Liebe seit meinen jungen Jahren, vielleicht deshalb, weil die Lehre Mahatma Gandhis mit meinen Anschauungen übereinstimmt, nicht aber der Kommunismus."

Um Swetlanas erstes Buch "Zwanzig Briefe an einen Freund" rissen sich die Verleger in aller Welt; es brachte ihr die stolze Summe von 1,5 Millionen Dollar ein.** Insgesamt schrieb sie vier Bücher, ihr viertes "Das Buch für Enkelinnen" erschien 1991; es existiert bis heute leider nur in russischer Sprache.

In Princeton lernte Swetlana Wesley William Peters kennen, den verwitweten siebenundfünfzigjährigen Schwiegersohn und Mitarbeiter des berühmten Architekten Frank Lloyd Wright, den sie schon nach drei Wochen heiratete. "Ein spätes Glück ohne Vorbehalte", schreibt Martha Schad. Was als Märchenhochzeit begann, endete nach zwei Jahren mit einem totalen Reinfall, woran die Schwiegermutter wohl die größte Schuld trug. Außerdem hat Swetlana viel Geld verloren, weil sie die hohen Schulden ihres Mannes beglich. Aus dieser Ehe ging die Tochter Olga / Oluschka hervor. Swetlana war wieder alleine, wieder allein erziehend. Vater und Tochter sahen sich selten - aber sie liebten einander, bis Wesley Peters 1991 starb.

Von Unstetigkeit und innerer Unruhe getrieben, wechselte Swetlana unentwegt ihren Wohnsitz - gleichzeitig auf der Flucht vor sich selbst und auf der Suche nach sich selbst. Sie führte in der Neuen Welt das Leben einer Millionärin (so kaufte sie in Princeton eine  Sechs-Zimmer-Villa  für umgerechnet rund  238 000 DM  mit 2 000 Quadratmeter Grund und Boden und fuhr ein Auto Marke Dodge.), verlor in den folgenden Jahren ihr ganzes Vermögen und landete auch schon mal in einem Heim für Obdachlose mit einer kleinen staatlichen Sozialrente - immer auf der Flucht vor neugierigen Reportern. Ihre Begleiter waren Alkoholprobleme (die sie in den Griff bekam), Geldsorgen, Gerichtsverhandlungen, Depressionen... Schließlich ging sie mit ihrer Tochter 1982 nach England, weil sie hier die Schulen und strengen Internate für besser hielt. All die Jahre hatte sie unstillbare Sehnsucht nach ihren in der Sowjetunion zurückgelassenen Kindern. Der Eiserne Vorhang erlaubte nicht einmal Telefonate. Dann gelangte 1983 Jurij Andropow an die Spitze der Macht, und es ändert sich einiges. Und endlich erreichte sie aus der Sowjetunion ein Anruf ihres Sohnes. Als er ihr ein Foto schickt, auf dem "aus dem Buben mit kurzem Haar ein Glatzkopf geworden war, der sie mit müden Augen und dicken Tränensäcken (vom Alkohol, wie sie vermutete) anschaute; aber das Gravierendste: "Er sah aus wie ein vom Leben enttäuschter Mensch." Spontan beschloss Swetlana Allilujewa -, nach siebzehn Jahren! - in die Sowjetunion zurückzukehren. Nach anfänglichen Schwierigkeiten werden Mutter und Tochter - zwei Amerikanerinnen - in der ursprünglichen Heimat als reumütige Rückkehrer mit großer Aufmerksamkeit empfangen.

Typisch für Swetlana, der prominentesten Emigrantin der Nachkriegszeit, dass sie fast immer genau das sagte, was man von ihr hören wollte, z. B. nach ihrer Rückkehr in die Sowjetunion: "Ich war in dieser freien Welt (gemeint sind Amerika und England) nicht einen Tag lang frei." Als sie die Sowjetunion verlassen hatte, hatte sie die Oktoberrevolution einen "fatalen, tragischen Fehler" genannt, ihren Vater ein "moralisches und geistiges Monster", das Sowjetsystem als "völlig korrupt" bezeichnet und den KGB mit der deutschen Gestapo verglichen. Ich halte ihr zugute, dass dies keine bloße Heuchelei war, sondern ihrem jeweiligen Erkenntnisstand entsprach.

Da sich Swetlana im russischen Moskau nicht wohl fühlt, ging sie mit ihrer Tochter Olga im Dezember 1984 nach Georgien - zu ihren ursprünglichen Wurzeln. Wer weiß schon, dass Swetlana auch noch andere Wurzeln hat? Ihre Urgroßmutter mütterlicherseits war Maria Margaretha Aichholz. Sie stammte aus Wolfsölden bei Bachnang in Württemberg;  sie gehörte zu den ersten aus Wolfsolden ausgewanderten Deutschen und zählte zu den Gründerinnen des unweit von Tbilissi gelegenen Dorfes Elisabethenthal;  ihre Kinder waren Katharina Barbara und Jakob; Jakobs Tochter Magdalena wurde zur Stammmutter von Swetlana Stalina.

Olga, von ihrer Mutter bewusst als Amerikanerin erzogen (sie wollte kein "halbes Emigrantenkind"), musste nun Russisch und Georgisch lernen - was ihr in einem Jahr perfekt gelang. Zwar liebte Swetlana ihre jüngste Tochter inbrünstig, doch machte sie ihr sowohl  in Amerika als auch in der Sowjetunion das Leben schwer, indem sie sie als ihr absolutes Eigentum betrachtete, ihr keinerlei Freiraum ließ.

In den achtzehn Monaten ihres Sowjetunion-Aufenthaltes wurde Swetlana klar, dass sie ihr Sohn (mit seinem gealterten Aussehen) im Auftrag des KGB nach Russland gelockt hatte. Sie misstraute nun dem, nach dem sie aus der Ferne solche Sehnsucht gehabt hatte. Ihre Tochter Katja teilte ihr, nachdem Swetlana schon acht Monate in der Sowjetunion verbracht hatte,  von Kamtschatka aus in einem Brief mit, dass sie ihr niemals verzeihen werde, dass sie damals ihre Kinder im Stich gelassen habe: Katja war bei ihrem Weggang sechzehn, Josef achtzehn Jahre alt. Swetlana wird klar, dass es ein Fehler war, in die Sowjetunion zurückzukehren, sie will zurück zum einstigen Klassenfeind, in dem sie "nicht einen Tag frei war". In ihrer Not wendet sie sich im Dezember 1985 an Michail Gorbatschow, der ihr schließlich die wiederholte Ausreise gewährt.

Olga wurde in ihrer englischen Schule herzlich wieder aufgenommen, die Mutter blieb in Amerika. Wieder zieht sie oftmals um, konvertiert zur römisch-katholischen Kirche, geht sogar vorübergehend in ein Kloster. Ihre Behausungen werden immer armseliger. Martha Schad trifft die Neunundsiebzigjährige in einem Altenheim in Wisconsin an. Lange Zeit bedauerte Swetlana ihre Mutter, die - wie sie meinte - mit ihrem despotischem Mann  nicht zurecht gekommen war. (Martha Schad schreibt, dass Stalin gegenüber seiner Frau oft in Wut geriet. So warf er einmal ein gebratenes Hähnchen aus dem Fenster, weil es ihm nicht schmeckte. Ein anderes Mal riss er die Telefonleitung aus der Wand, weil kein Freizeichen kam, oder er erschlug einen Papagei mit seiner Pfeife.) Jetzt, als gealterte Frau, empfindet Swetlana Allilujewa eine große Wut auf ihre Mutter, die mit ihrem Selbstmord 1932 sie und ihren Bruder im Stich gelassen hatte. An keiner Stelle der Biografie von Martha Schad ist zu lesen, dass Swetlana bedauert, dass sie ihre Kinder ebenfalls im Stich gelassen hat... Das heutige Geschehen in der ehemaligen Sowjetunion interessiert die alte Dame kaum noch. Bis heute jedoch schätzt sie Nikita Chruschtschow. Und sie erzählt, dass sie, als er im April 1956 auf dem XX. Parteitag der KPdSU in einer dramatischen Sondersitzung die ungeheuerlichen Gräueltaten Stalins in seiner eindrucksvollen 22 000 Worte-Rede anprangerte, diese Rede schon gekannt hatte... Chruschtschow habe sein Manuskript am Tag zuvor Stalins Tochter zum Lesen gegeben, um ihr einen Schock zu ersparen, wenn sie die Verbrechen des Vaters aus der Zeitung erfahren würde. Wie einfühlsam von einem Mann, von dem man weiß,  dass er selbst vor ungerechtfertigten Todesurteilen nicht zurückschreckte. Aber: Weder Nikita Sergejewitsch Chruschtschow noch ein anderer führender Kommunist der Sowjetunion hat seit 1917 je über die eigene Verstrickung, Schuld und Verantwortung gesprochen oder geschrieben.

Martha Schad beschreibt die Reaktion Swetlanas, wenn sie sie nach ihrem Vater befragte: "Erwähnen Sie seinen Namen nicht. Lassen Sie meinen Vater in Frieden ruhen." - "Sie kann", schreibt die Autorin, "ihrem Vater viel verzeihen, nicht aber die Tatsache, dass er während der so genannten Säuberungsaktionen auch zahlreiche Mitglieder der eigenen Familie einsperren und umbringen ließ." Als die deutsche Historikerin wieder einmal seinen Namen erwähnt, beginnt Swetlana zu schreien und heftig zu gestikulieren: "Fragen Sie mich nie, nie, nie wieder nach meinem Vater." Swetlana Allilujewa lebt heute als Lana Peters*** völlig zurückgezogen bei ihrer Tochter Olga im Westen der USA.

Dr. Martha Schad, 1939 in München geboren, kann Englisch, Französisch, Spanisch "und auch ein bisschen Russisch", hat an der Universität Augsburg Geschichte und Kunstgeschichte studiert und promovierte mit dem Thema "Die Frauen des Hauses Fugger von der Lilie". Als verheiratete Frau und Mutter hatte sie sich ganz den Kindern gewidmet. Erst nach ihrer Scheidung 1975 begann sie ihr Studium und erst im Alter von vierzig Jahren fing sie an zu schreiben -  über historische Frauengestalten. So schrieb sie u. a. "Bayerns Königinnen" (1992), "Cosima Wagner und Ludwig II., Briefwechsel" (Hrsg. 1996), "Kaiserin Elisabeth und ihre Töchter" (1998), "Frauen, die die Welt bewegten" (2000), "Frauen gegen Hitler" (2001), "Meine erste und einzige Liebe - Richard Wagner und Mathilde Wesendonck" (2002), "Hitlers Spionin - Das Leben der Stephanie von Hohenlohe" (2002). Als sie sich an Stalins Tochter heranwagt, ist sie bereits eine anerkannte Biografin.

Dem sehr ungewöhnlichen Schicksal der Stalintochter ist Martha Schad durch ausgesprochen gründliche Recherchen nachgegangen. Mit viel weiblichem Einfühlungsvermögen zeichnet sie den verwirrenden Lebenslauf jener Frau nach, die einst des Vaters geliebter "kleiner Spatz" war. Durch Gespräche mit deren Verwandten sowie mit dem Stalin-Biografen Edward Radzinskij gewinnt die Biografie unmittelbare Authentizität. Martha Schads Buch ist die erste Biografie über Stalins rätselhafte Tochter - eine Mischung von Privatsphäre und Zeitgeschichte. Die Biografie liest sich spannend wie ein guter Roman und ist darüber hinaus ein äußerst wichtiges Zeitdokument. Man sollte keineswegs versäumen, sich aufmerksam den Anhang anzusehen, in dem es ein Namensregister gibt, oft mit zusätzlichen Angaben zu einzelnen Personen und ausführlichen Anmerkungen zu prominenten Personen und zu Begriffen. Doch aufgepasst: Der Mann Marina Zwetajewas heißt Sergej Efron und nicht: Jefron Sergej.

Gisela Reller / www.reller-rezensionen.de

     * Durch den vom Präsidium des Obersten Sowjets der UdSSR verkündeten und vom Vorsitzenden Marschall Woroschilow unterzeichneten Erlass wurden freigelassen: alle, die zu weniger als fünf Jahren verurteilt waren; alle, die wegen Dienstverletzungen verurteilt waren; schwangere Frauen und Mütter von Kindern, die noch keine zahn Jahre alt waren; Minderjährige; Männer über 55 und Frauen über 50; die "Politischen", die wegen konterrevolutionärer Aktivitäten verurteilt worden waren. In wenigen Wochen kamen 1 200 000 Häftlinge aus den Lagern und Straflagern frei.

    ** Für Swetlana Allilujewa gingen außerdem an Zahlungen z. B. ein: Vom Verlag Harper & Row 225 000 Dollar; vom "Spiegel" 120 000 Dollar; von der "New York Times" 225 000 Dollar; von der Illustrierten "Life" 375 000 Dollar...

  *** Stalins einzige Tochter Swetlana Allilujewa bzw. Lana Peters starb mit 85 Jahren am 28.11.2011 verarmt und vereinsamt in einem Pflegeheim von Madison, Wisconsin (USA), an Krebs.


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Am 13.03.2006 ins Netz gestellt. Letzte Bearbeitung am 12.01.2017.

Das unterschiedliche Schreiben von Eigennamen ist den unterschiedlichen Schreibweisen der Verlage geschuldet.

Ein Kind ohne Eltern ist wie eine Feder im Wind.
Sprichwort der Russen

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