Vorab!

Leider kommt im Internet bei meinem (inzwischen veralteten) FrontPage-Programm  längst nicht alles so, wie von mir in html angegeben. Farben kommen anders, als von mir geplant, Satzbreiten wollen nicht so wie von mir markiert, Bilder kommen manchmal an der falschen  Stelle, und - wenn  ich  Pech  habe  -  erscheint  statt  des  Bildes  gar  eine  Leerstelle.

Was tun? Wer kann helfen?

 

*

Wird laufend bearbeitet!

 

 

Ich bin eine Belarussin: Die .

 

 

                    

Zeichnung: Karl-Heinz Döhring

 

"Die Seele, denke ich, hat keine Nationalität."

Juri Rytchëu (tschuktschischer Schriftsteller, 1930 bis 2008) in: Im Spiegel des Vergessens, 2007

 

Wenn wir für das eine Volk eine Zuneigung oder gegen das andere eine Abneigung hegen, so beruht das, ob wir uns dessen bewusst sind oder nicht, auf dem, was wir von dem jeweiligen Volk wissen oder zu wissen glauben. Das ist – seien wir ehrlich – oft sehr wenig, und manchmal ist dieses Wenige auch noch falsch.

Ich habe für die Berliner Illustrierte FREIE WELT jahrelang die Sowjetunion bereist, um – am liebsten - über abwegige Themen zu berichten: über Hypnopädie und Suggestopädie, über Geschlechtsumwandlung und Seelenspionage, über Akzeleration und geschlechtsspezifisches Kinderspielzeug... Außerdem habe ich mit jeweils einem deutschen und einem Wissenschaftler aus dem weiten Sowjetland vielteilige Lehrgänge erarbeitet.* Ein sehr interessantes Arbeitsgebiet! Doch 1973, am letzten Abend meiner Reise nach Nowosibirsk – ich hatte viele Termine in Akademgorodok, der russischen Stadt der Wissenschaften – machte ich einen Abendspaziergang entlang des Ob. Und plötzlich wurde mir klar, dass ich zwar wieder viele Experten kennengelernt hatte, aber mit der einheimischen Bevölkerung kaum in Kontakt gekommen war.  

Da war in einem magischen Moment an einem großen sibirischen Fluss - Angesicht in Angesicht mit einem kleinen (grauen!) Eichhörnchen - die große FREIE WELT-Völkerschafts-Serie** geboren!  

Und nun reiste ich ab 1975 jahrzehntelang zu zahlreichen Völkern des Kaukasus, war bei vielen Völkern Sibiriens, war in Mittelasien, im hohen Norden, im Fernen Osten und immer wieder auch bei den Russen. 

Nach dem Zerfall der Union der Sozialistischen Sowjetrepubliken zog es mich – nach der wendegeschuldeten Einstellung der FREIEN WELT***, nun als Freie Reisejournalistin – weiterhin in die mir vertrauten Gefilde, bis ich eines Tages mehr über die westlichen Länder und Völker wissen wollte, die man mir als DDR-Bürgerin vorenthalten hatte.

Nach mehr als zwei Jahrzehnten ist nun mein Nachholebedarf erst einmal gedeckt, und ich habe das Bedürfnis, mich wieder meinen heißgeliebten Tschuktschen, Adygen, Niwchen, Kalmyken und Kumyken, Ewenen und Ewenken, Enzen und Nenzen... zuzuwenden.

Deshalb werde ich meiner Webseite www.reller-rezensionen.de (mit inzwischen weit mehr als fünfhundert Rezensionen), die seit 2002 im Netz ist, ab 2013 meinen journalistischen Völkerschafts-Fundus von fast einhundert Völkern an die Seite stellen – mit ausführlichen geographischen und ethnographischen Texten, mit Reportagen, Interviews, Sprichwörtern, Märchen, Gedichten, Literaturhinweisen, Zitaten aus längst gelesenen und neu erschienenen Büchern; so manches davon, teils erstmals ins Deutsche übersetzt, war bis jetzt – ebenfalls wendegeschuldet – unveröffentlicht geblieben. 

Sollten sich in meinem Material Fehler oder Ungenauigkeiten eingeschlichen haben, teilen Sie mir diese bitte am liebsten in meinem Gästebuch oder per E-Mail gisela@reller-rezensionen.de mit. Überhaupt würde ich mich über eine Resonanz meiner Nutzer freuen!

Gisela Reller 

    * Lernen Sie Rationelles Lesen" / "Lernen Sie lernen" / "Lernen Sie reden" / "Lernen Sie essen" / "Lernen Sie, nicht zu rauchen" / "Lernen Sie schlafen" / "Lernen Sie logisches Denken"...

 

  ** Im 1999 erschienenen Buch „Zwischen `Mosaik´ und `Einheit´. Zeitschriften in der DDR“ von Simone Barck, Martina Langermann, Siegfried Lokatis (Hrsg.), erschienen im Berliner Ch. Links Verlag, ist eine Tabelle veröffentlicht, aus der hervorgeht, dass die Völkerschaftsserie der FREIEN WELT von neun vorgegebenen Themenkreisen an zweiter Stelle in der Gunst der Leser stand – nach „Gespräche mit Experten zu aktuellen Themen“.

(Quelle: ZA Universität Köln, Studie 6318)

 

*** Christa Wolf zur Einstellung der Illustrierten FREIE WELT in ihrem Buch "Auf dem Weg nach Tabou, Texte 1990-1994", Seite 53/54: „Aber auf keinen Fall möchte ich den Eindruck erwecken, in dieser Halbstadt werde nicht mehr gelacht. Im Gegenteil! Erzählt mir doch neulich ein Kollege aus meinem Verlag (Helmut Reller) – der natürlich wie zwei Drittel der Belegschaft längst entlassen ist –, daß nun auch seine Frau (Gisela Reller), langjährige Redakteurin einer Illustrierten (FREIE WELT) mitsamt der ganzen Redaktion gerade gekündigt sei: Die Zeitschrift werde eingestellt. Warum wir da so lachen mußten? Als im Jahr vor der `Wende´ die zuständige ZK-Abteilung sich dieser Zeitschrift entledigen wollte, weil sie, auf Berichterstattung aus der Sowjetunion spezialisiert, sich als zu anfällig erwiesen hatte, gegenüber Gorbatschows Perestroika, da hatten der Widerstand der Redaktion und die Solidarität vieler anderer Journalisten das Blatt retten können. Nun aber, da die `Presselandschaft´ der ehemaligen DDR, der `fünf neuen Bundesländer´, oder, wie der Bundesfinanzminister realitätsgerecht sagt: `des Beitrittsgebiets´, unter die vier großen westdeutschen Zeitungskonzerne aufgeteilt ist, weht ein schärferer Wind. Da wird kalkuliert und, wenn nötig, emotionslos amputiert. Wie auch die Lyrik meines Verlages (Aufbau-Verlag), auf die er sich bisher viel zugute hielt: Sie rechnet sich nicht und mußte aus dem Verlagsprogramm gestrichen werden. Mann, sage ich. Das hätte sich aber die Zensur früher nicht erlauben dürfen! – "Das hätten wir uns von der auch nicht gefallen lassen", sagt eine Verlagsmitarbeiterin.

Wo sie recht hat, hat sie recht.“

Zeichnung: Karl-Heinz Döhring

 

Wenn Sie sich die folgenden Texte zu Gemüte geführt und Lust bekommen haben, Belarus zu bereisen, sei Ihnen das Reisebüro ? empfohlen; denn – so lautet ein belarussisches Sprichwort -

 

Reisen räumt mit Vorurteilen auf.

 

(Hier könnte Ihre Anzeige stehen!)

 

 

Die BELARUSSEN… (Eigenbezeichnung: )

 

 

Bevölkerung:

Fläche:

Geschichtliches:

 

Brief der belorussischen Schülerin (4. Klasse) Ljuba Maijorowa: "Die Ungeheuer verhöhnten die Juden und schlugen sie mit der Peitsche. Als sie zum Erschießen gebracht wurden, warf eine Jüdin ihr Kind vom Lkw. Leute wollten es zu sich nehmen, doch die Deutschen ließen es nicht zu, sie zerrten es zur Grube und ermordeten es."

Wassili Großmann/Ilja Ehrenburg in: Das Schwarzbuch, Der Genozid an den sowjetischen Juden, 1994

 

 

"Ich habe während des Großen Vaterländischen Krieges an der Front und im Hinterland gekämpft. Und überall fand ich meine Überzeugung bestätigt, dass längst nicht alle Deutschen eingefleischte Faschisten und Anhänger Hitlers waren. Mehr als einmal sah ich Bomben, die nicht explodierten. Man hatte sie in Deutschland statt mit Sprengstoff mit Sand gefüllt. Ich habe Flugblätter und Briefe deutscher Kommunisten und Antifaschisten an Sowjetmenschen gelesen und habe zahlreiche andere Beispiele erlebt, die bezeugen, dass es im deutschen Volk Kräfte gab, die unter ständiger Gefahr einen aufopferungsvollen Kampf gegen den Faschismus führten und uns halfen, die Okkupanten zu schlagen."

Iwan Weterow in: In den Wäldern Belorußlands. Erinnerungen sowjetischer Partisanen und deutscher Antifaschisten, 1984

 

 

"Jedes Volk, jedes Jahrhundert  hat ein eigenes Gesicht."

Natalja Gontscharowa (1881 bis 1962), Malerin der russischen Avantgarde

Staatsgefüge:

Verbannungsgebiet: memorial.krsk.ru Anatoli Bakanitschew

Hauptstadt:

Wirtschaft:

Verkehr:  

Sprache/Schrift:

"Sprache unseres Volkes, du wirst ewig leben, / in Millionen Stimmen deinen Ruf erheben. / Aus der kalten, blinden Asche der Geschichte / steigen schon der Zukunft leuchtende Gesichte: / da das stolze Belorußland, das befreite, / schreibt ins Buch der Völker seine eigne Seite, / schreibt mit seiner Schwielenhand, der ungelenken, / und in seiner Sprache Worte zum Gedenken."//

Janka Kupala (1882 bis 1942 -  war ein weißrussischer Nationaldichter, Dramatiker, Publizist und Übersetzer, der gemeinsam mit Jakub Kolas und Maksim Bahdanowitsch zu den Hauptfiguren der weißrussischen Wiedergeburt Anfang des 20. Jahrhunderts zählt) in: Muttersprache

Literatursprache/Literatur:

1915 wurde der belarussischen Autorin Swetlana Alexijewitsch (geboren 1948 in der Ukraine) „für ihr vielstimmiges Werk, das dem Leiden und Mut in unserer Zeit ein Denkmal setzt“, der Nobelpreis für Literatur zugesprochen. Sogar der belarussische Präsident Alexander Lukaschenko  gratulierte ihr - obwohl er alle ihre Bücher in Belarus verboten hat.

"Ich bin sehr glücklich. Und überwältigt von einem Ansturm komplexer Gefühle. Freude natürlich.  Aber auch Beunruhigung. Die gewaltigen Schatten von Iwan Bunin, Boris Pasternak und Alexander Solschenizyn sind erwacht. Der längere Abschnitt meines Weges liegt hinter mir, doch viel Arbeit  und neue Gabelungen warten noch auf mich. Nun kann ich mich nicht ausruhen."

Swetlana Alexijewitschs erstes Statement, 2015

In ihrer Begründung würdigt die Schwedische Akademie Swetlana Alexijewitsch „für ihr vielstimmiges Werk, das dem Leiden und dem Mut in unserer Zeit ein Denkmal setzt“. 

 

ZitatE: Ich staune immer wieder, wie interessant das normale menschliche Leben ist. Unendlich viele menschliche Wahrheiten... Historiker interessieren sich nur für Fakten, die Gefühle bleiben draußen. Sie werden von der Geschichtsschreibung nicht erfasst. Ich aber sehe die Welt mit den Augen der Menschenforscherin, nicht mit denen eines Historikers. Ich bestaune den Menschen..."

Swetlana Alexijewitsch (geboren 1948) in: Secondhand-Zeit, 2015

„Swetlana Alexijewitsch hat ein literarisch wie menschlich einzigartiges Werk geschaffen. Ihre Bücher sind eine Chronik des homo sovieticus, für die sie ein eigenes, zwischen Belletristik und Dokumentation liegendes Genre geprägt hat. Swetlana Alexijewitsch widmet sich menschlichen Stimmen, Erfahrungen und Schicksalen, die in den großen kollektiven Utopien keinen Platz haben. Diesen Stimmen, und damit dem Menschlichen selbst, verschafft sie in ihrem Werk einen literarischen Resonanzraum.“

 Karsten Kredel (geboren 1973), deutscher Hanser-Verlagslektor und Übersetzer

"Die Vergabe des Literaturnobelpreises an die großartige Publizistin Swetlana Alexijewitsch hat eine Diskussion darüber entfacht, was heute Literatur genannt werden darf. (...) Sollten sich alle besseren Journalisten nicht ab sofort `Schriftsteller´ nennen? Die Jury der Schwedischen Akademie, die die höchste literarische Auszeichnung der Welt vergibt, ist jedenfalls der Ansicht, dass wir es inzwischen mit einem extrem erweiterten Literaturbegriff zu tun haben, der auch sorgfältig bearbeitete Interviews und angenehm geschriebene Sachbuchtexte einschließt. Anders lässt es sich nicht erklären, dass sie der weißrussischen Autorin, die für ihre sensibel redigierten Gesprächsprotokolle mit Zeitzeugen des Afghanistan-Krieges, der Tschernobyl-Katastrophe oder des Niedergangs des sowjetischen Imperiums zu Recht gerühmt wird, ausgerechnet den höchsten Literaturpreis zuerkennt. (...) Genau darin liegt auch das unbestreitbare Verdienst der Gesprächsbücher von Swetlana Alexijewitsch, in denen die Stimmen namenloser Zeugen und die Nacherzählung Hunderter Lebensschicksale aufbewahrt sind. Doch literarische Meisterwerke sollte man solche Materialcollagen oder Reportagen nicht nenen."

Iris Radisch, deutsche Literatur-Journalistin in: Die Zeit vom 15.10.2015

"Als Schriftsteller, der Non-Fiction schreibt, bin ich sehr stolz darauf, dass Swetlana Alexijewitsch soeben den Nobelpreis für Literatur gewonnen hat. Sie wurde mit Non-Fiction in den Olymp der Literatur aufgenommen. Sie hat endlich die literarischen Weihen bekommen, die ihr bisher von der positivistischen angelsächsischen Kritik, die die Welt der Kultur dominiert, verwehrt wurde."

Roberto Saviano (1979), italienischer Schriftsteller und Journalist, Autor von "Gomorrha" in: Die Zeit vom 15.10.2015

 

 

Bildung:

Gesundheitswesen:

Klima:

Natur/Umwelt:

"Das riesige, den ganzen Horizont umfassende Waldgebiet [das Wald- und Sumpfgebiet Polessje] erinnert an ein Meer. Der Eindruck ist der gleiche: urtümliche, unberührte Kraft entfaltet sich breit und majestätisch vor dem Auge des Betrachters. Aus dem Inneren der ewigen Wälder, aus dem nie versiegenden Quell der Gewässer tönt die immer gleiche Stimme der Natur und spricht zum Menschen: `Ich habe nichts mit dir zu tun. Ich herrsche, du aber trage Sorge, dass du nicht umkommst!´ - (...) Der unveränderliche, finstere Wald steht uns mit mürrischem Schweigen und dumpfem Grollen gegenüber. Bei seinem Anblick wird das menschliche Herz noch tiefer und unwiderstehlicher von dem Bewusstsein unserer Nichtigkeit getroffen. (...) Er [der Mensch] fühlt, auch der letzte Mensch könnte vom Antlitz der Erde verschwinden, ohne dass eine Nadel an diesen Zweigen zittern würde."

Iwan Turgenjew (1818 bis 1883, russischer Schriftsteller) in: Meistererzählungen

 

Nationalpark Belovezskaya Pushcha - Belarus (seit 1997)

Staatliches Reservat Berezinsky - Belarus (seit 1995)

Pflanzen- und Tierwelt:

Behausungen:

Ernährung:

Kleidung:

Folklore:

Feste/Bräuche:

Religion:

Ereignisse nach dem Zerfall der Sowjetunion, sofern sie nicht bereits oben aufgeführt sind:

Kontakte zur Bundesrepublik Deutschland:

2015: In den Teams „Belarussische Wisente“ und „Vorpommern Wasserbüffel“ schwitzten die belarussischen und deutschen Partner der Michael Succow Stiftung im Projekt `Wetland-Energy´ beim Wettbewerb im traditionellen Handsensen auf den Sporova-Heuwiesen in Belarus. Urkunden, persönlich überreicht vom neuen Minister für Umweltressourcen und Naturschutz Belarus, Andrei Kowkhuto, sowie reges Medieninteresse belohnten ihren Einsatz für den guten Zweck – der Sensibilisierung zu Schutz und Nutzung nasser Moore.

 

 

Interessant, zu wissen..., dass Jerome Charyn - der weltbekannte Schriftsteller - das Kind armer jüdisch-belorussischer Einwanderer ist.

Jerome Charyn, 1937 in New York City geboren, ist ein US-amerikanischer Schriftsteller, dessen Eltern aus Belorussland (heute: Belarus) stammen. 1957 schloss Charyn ein Studium in Geschichte und Vergleichender Literaturwissenschaft ab. Charyn lebt seit 2009 wieder in New York, in Greenwich Village im zehnten Stock eines alten Apartmenthauses. Davor übte er vierzehn Jahre lang eine Lehrtätigkeit in Paris aus und hat 1995 dort das Department für Film aufgebaut. Charyn schrieb bis jetzt über fünfzig Bücher, überwiegend Kriminalromane. Eine wiederkehrende Figur ist dabei der fiktive Polizist Isaac Sidel, ein Jude aus der Bronx. "Sidel ist unwiderstehlich. Sein Charme reißt Vorurteile und Königreiche nieder. Er verzeiht wie Jesus, mordet wie Herodes und ist die Inkarnation aller Detektive und Verbrecher, die es je gab." ("Zeit", Krimi-Spezial, November 2013) Im elften Sidel-Buch ("Unter dem Auge Gottes", erschienen 2013) ist Isaac Sidel gerade dabei, Präsident der Vereinigten Staaten von Armerika zu werden. Zwei autobiographisch geprägte Werke über Charyns Kindheit und Jugend in der Bronx wurden als „Buch des Jahres“ ausgezeichnet. Sein autobiografischer Roman „Die dunkle Schöne aus Weißrussland“ habe ich in meiner Webseite www.reller-rezensionen. de vorgestellt. „Niemand außer mir“, sagte Jerome Charyn in einem Interview, „hätte meine Bücher ausdenken und schreiben können, kein Mann, keine Frau. Da ist nur meine Signatur, nicht ein winziger Abdruck ist von jemandem anderen drin.“

 

Nur Rebhühner haben keine Heimat, lassen

überall ihren Ruf erschallen.

Sprichwort der Belarussen

 

Die BELARUSSEN: Für Liebhaber kurzer Texte

Wie die Ukrainer und Russen sind auch die Belorussen [Belarussen] Ostslawen. Selbst nennen sie sich „Bjelrus“ – „Weißrussen“ – ein Name, der vermutlich auf ihre weiße Leinenkleidung zurückgeht. Zum Kern des belorussischen Volkes wurden die altslawischen Stämme der Kriwitschi, Dregowitschi und Radimitschi, die bereits im 6. bis 9. Jahrhundert zwischen Bud und Dnepr siedelten, die Hauptstadt war Kiew. Nach dem Zerfall der Kiewer Rus (9. bis 12. Jahrhundert) wwurde das belorussische Volk Jahrhunderte lang von Litauern, Polen und Russen beherrscht. Die Petersburger Zaren untersagten ihnen nicht nur den öffentlichen Gebrauch ihrer Muttersprache, sondern Nikolaus I. (1855 bis 1918) verbot sogar die Bezeichnung „Belorusse“. Dies änderte sich erst nach den polnischen Aufständen von 1830 und 1863, als durch Russifizierungsmaßnahmen das polnische Element zurückgedrängt wurde und einzelne Vertreter der inzwischen entstandenen schmalen Intelligenzschicht sowohl gegen die polnisch-litauische als auch gegen die russische Bevormundung die ersten Ansprüche auf soziale Emanzipation und nationale Sebstbestimmung erhoben. – Heute können die fast zehn Millionen Belorussen stolz darauf verweisen, dass sie Gründungsmitglied der Organisation der Vereinten Nationen sind. – Die Heimat der Belorussen, die orthodoxe Christen sind, liegt im westlichen Teil der eiszeitlich geformten Osteuropäischen Ebene. Im Süden breitet sich die Sumpfniederung Polessje aus, das größte zusammenhängende Sumpfgebiet Europas. Das Belorussische oder Weißrussische bzw. Weißruthenische ist eine eigenständige ostslawische Sprache, die bis in die jüngste Zeit  im Schatten des verwandten Russischen stand, obwohl die Belorussen auf eine sieben Jahrhunderte zurückreichende Literaturtradition verweisen können. Sammler des mündlichen Volksschaffens wandten sich schon in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts den Sprichwörtern und Märchen zu – zur gleichen Zeit als es in Deutschland auch die Gebrüder Grimm so erfolgreich taten. Bewahrt haben die Belorussen ihre Tradition der Volkskunst, insbesondere bei Holz-, Intarsien-, Web- und Stroharbeiten.

Diesen unveröffentlichten Text habe ich geschrieben, als ich für das

Bibliographische Institut in Leipzig von 1986 bis 1991 ein Sprichwörterbuch von fünfzig Völkern der (ehemaligen) Sowjetunion erarbeitete,

das wegen des Zerfalls der Sowjetunion nicht mehr erschienen ist.

 

Als Journalistin der Illustrierten FREIE WELT – die als Russistin ihre Diplomarbeit über russische Sprichwörter geschrieben hat - habe ich auf allen meinen Reportagereisen in die Sowjetunion jahrzehntelang auch Sprichwörter der dort ansässigen Völker gesammelt - von den Völkern selbst,  von einschlägigen Wissenschaftlern und Ethnographen, aus Büchern ... - bei einem vierwöchigen Aufenthalt in Moskau saß ich Tag für Tag in der Leninbibliothek. So ist von mir erschienen: 

* Aus Tränen baut man keinen Turm, ein kaukasischer Spruchbeutel, Weisheiten der Adygen, Dagestaner und Osseten, Eulenspiegel Verlag Berlin in zwei Auflagen (1983 und 1985), von mir übersetzt und herausgegeben, illustriert von Wolfgang Würfel.

* Dein Freund ist dein Spiegel, ein Sprichwörter-Büchlein mit 111 Sprichwörtern der Adygen, Dagestaner Kalmyken, Karakalpaken, Karelier, Osseten, Tschuktschen und Tuwiner, von mir gesammelt und zusammengestellt, mit einer Vorbemerkung und ethnographischen Zwischentexten versehen, die Illustrationen stammen von Karl Fischer, die Gestaltung von Horst Wustrau, Herausgeber ist die Redaktion FREIE WELT, Berlin 1986.

 * Liebe auf Russisch, ein in Leder gebundenes Mini-Bändchen im Schuber mit Sprichwörtern zum Thema „Liebe“, Buchverlag Der Morgen, Berlin 1990, von mir (nach einer Interlinearübersetzung von Gertraud Ettrich) in Sprichwortform gebracht, herausgegeben und mit einem Nachwort versehen, illustriert von Annette Fritzsch.

Ich bin, wie man sieht, gut damit gefahren, es mit diesem turkmenischen Sprichwort zu halten: Hast du Verstand, folge ihm; hast du keinen, gibt`s ja noch die Sprichwörter.

Hier fünfzig belarussische Sprichwörter:

 (Unveröffentlicht)

Ein magerer Acker gibt mehr als ein reicher Herr.

Heiratet der Arme, ist selbst die Nacht kürzer.

Solange es nicht donnert, bekreuzigt sich der Bauer nicht.

Wer gern angelt, wird kein Bauer.

Bei einer guten Bäuerin legt selbst der Hahn Eier.

Auf fremdem Buckel reitest du nicht ins Paradies.

Der Dieb hat einen Weg, der Verfolger zehn.

Hast du keine Enkel, kannst du keine kaufen; hast du viele Enkel,

kannst du sich nicht verkaufen.

Trotz alledem: Essig ist kein Wodka, der Gevatterin keine Ehefrau.

Hast du den Faden gefunden, findest du auch das Knäuel.

Die Fastenzeit ist keine Brücke – man kann sie umgehen.

Keinen Fehler macht, wer nichts tut.

Reich wirst du, wenn dein Ferkel Hörner kriegt.

Wer mit dem Feuer spielt, spielt letztlich mit Asche.

Ein Frosch quakt auch ein Pferd an.

Ein Fuchs führt sieben Wölfe hinters Licht.

Der Geizige rafft zusammen, der Teufel näht den Sack.

Wer kein Geld hat, schläft ruhiger.

Das Glück ist weit hinter den Bergen, das Unglück hinter deinem Rücken.

Ehe man zu Gott gelangt, nimmt einem der Teufel die Seele; ehe man zum Zaren gelangt, zieht einem der Herr die Haut ab.

Fremdes Geld scheuert die Taschen durch.

Einen Guten verdirbt die Schenke nicht, einen Bösen bessert die Kirche nicht.

Nicht immer tagt es, wenn der Hahn kräht.

Drohe dem Hecht nicht mit dem Meer, dem Habenichts nicht mit der Not.

Ist ein Käfig da, findet sich auch ein Vogel.

Seit er Herr geworden, stößt er die Tür mit dem Fuß auf.

Übel der Hirt, der des Wolfes Feind ist.

Zur Hölle ist das Tor breit, zum Himmel schmal.

Ein fettes Huhn ist leicht zu rupfen.

Wer den Hund schlagen will, findet auch einen Knüppel.

Lieber mit einem Klugen etwas verlieren als mit einem Dummen etwas finden.

Ehre den Lehrer mehr als den Krämer.

Schlechte Lieder sind besser als gute Tränen.

Der Magen sagt – genug, die Augen sagen – mehr.

Auf dem Markt ist selbst ein Ochse trächtig.

Mutterhände sind immer weich.

Aus einer Nadel ist kein Meißel zu machen.

Die Not hat keine ständige Bleibe.

Was dem Pan* gestattet, ist Iwan noch lange nicht erlaubt.

Stark ist nicht, wer Pferde zügelt, stark ist, wer sich selbst zügelt.

Des Popen Arme sind länger als deine Arme.

Wenn du zu ertrinken drohst, greifst du auch nach einem Rasiermesser.

Den gestrigen Tag holt man nicht ein, dem morgigen entgeht man nicht.

Lässt du den Teufel in die Kirche, klettert er auch auf den Altar.

Von einer Verbeugung fällt der Kopf nicht ab.

Kein Wald ohne Wolf, kein Dorf ohne Dieb.

Womit man in die Wiege kommt, damit kommt man in den Sarg.

Eigener Zwieback schmeckt besser als fremde Piroggen.

Geld verloren – nichts verloren; Gesundheit verloren – die Hälfte verloren; Verstand verloren  – alles verloren. 

 

* Pan = Hirtengott

 

Interlinearübersetzung aus dem Russischen von Norbert Randow; gesammelt und in Sprichwortform gebracht von  Gisela Reller

 

 

Als Reporterin der Illustrierten FREIE WELT bereiste ich

 

LESEPROBE

 „Nach

 

 

 

 

Rezensionen und Literaturhinweise (Auswahl) zu den BELARUSSEN

 

 

Rezension in meiner Webseite www.reller-rezensionen.de

 

* KATEGORIE REISELITERATUR/BILDBÄNDE: Edeltraud

 

 

Literaturhinweise (Auswahl)

 

 

* Anthologie, Klassische belorussische Erzählungen, Verlag Philipp Reclam jun., Leipzig 1987.

 

* Anthologie, Störche über den Sümpfen, Belorussische Erzähler, Verlag Volk und Welt, Berlin 1971.

Dieser Band präsentiert das belorussische Erzählschaffen von der Jahrhundertwende bis zur Gegenwart.

 

* Alexander Adamowitsch, Stätten des Schweigens, Aus dem Russischen übersetzt von Heinz Kübart, Aufbau-Verlag, Berlin und Weimar  1974.

 

* Janka Bryl, Vögel und Nester, Verlag Kultur und Fortschritt, Berlin 1968.

Autobiographischen Erlebnisse und Beobachtungen verdichtet Janka Bryl (1917 bis 2006) zu einen spannenden Handlung. Deutschland in den ersten Kriegsjahren aus der Sicht eines Belorussen - darin liegt der besondere Reiz dieses Buches.

 

* Uladsimir Karatkewitsch, König Stachs wilde Jagd,  Ins Deutsche übertragen von Ingeborg und Oleg Kolinko, Verlag Neues Leben, Berlin 1985.

 

* Tomasz Kiryłłow, "Und ihr werdet doch verlieren". Erinnerungen eines polnischen Antifaschisten, Dietz Verlag, Berlin 1985.

 Tomasz Kiryłłow war 17 Jahre alt, als er sein Heimatdorf in Belorußland verlassen musste und als Zwangsarbeiter in das faschistische Deutschland verschleppt wurde...

 

* Jakub Kolas, Partisanen am Pripjat, Deutsch von Felix Loesch, Verlag Kultur und Fortschritt, Berlin 1960.

 

* Jakub Kolas, Märchen des Lebens, Mit 12 Aquarellen von Władysława Iwańska, Buchverlag Der Morgen, Berlin 1988.

 

 

* W. I. Koslow, Gerader Weg und verschlungene Pfade, Erinnerungen eines Kommunisten. Übersetzt von Ilse Berger und Dr. Klaus Ziermann, Dietz Verlag, Berlin 1972.

 

 * Iwan Weterow, Erinnerungen sowjetischer Partisanen und deutscher Antifaschisten, In den Wäldern Belorusslands, Dietz Verlag, Berlin 1984.

 

 * Die Räubernachtigall, Belorussische Märchen, Aus dem Russischen von Lieselotte Remané, Illustrationen von Heidrun Hegewald, Verlag Volk und Welt Berlin,  Berlin 1972.

Die Zauberstute, die Räubernachtigall, das Goldborstenschwein, die Hexe Barabacha, Ilja Muromez, der Dreiersohn Namenlos, Wassili Aschendraht, der heimtückische Zauberer Kastschej, der sechsköpfige Drachen  - alle warten im belarussischen Märchenreich...

 

* Belarussische Volksmärchen, Aus dem Belorussischen von Dundula und Uladsimir Tschapeha, wunderschöne einfarbige Illustrationen von Valery Slauk, Minsk 1986.

Das belorussische Volksmärchen ist in grauen Vorzeiten entstanden, hat aber seine ursprüngliche Frische und Schönheit bis heute bewahrt. Die Erforscher und Sammler des mündlichen Volksschaffens der Belorussen [Belarussen] wandten sich schon in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts dem Märchen zu, als auch in Deutschland die Gebrüder Grimm tätig waren. Veröffentlichungen aus dem unerschöpflichen Reichtum belorussischer Folklore folgten allerdings erst um die Mitte des 20. Jahrhunderts.

 

*Andrej der Allerklügste, Eine Sammlung belorussischer Volksmärchen, Aus dem Belorussischen von Dundula und Uladsimir Tschapeha, Illustriert von N. Paplauskaja, Verlag "Junaztwa", Minsk 1986.

 

 

1. Streifenornament

 

 

Bibliographie zu Gisela Reller

 

Bücher als Autorin:

 

Länderbücher:

 

*  Zwischen Weißem Meer und Baikalsee, Bei den Burjaten, Adygen und Kareliern,  Verlag Neues Leben, Berlin 1981, mit Fotos von Heinz Krüger und Zeichnungen von Karl-Heinz Döhring.

 

* Diesseits und jenseits des Polarkreises, bei den Südosseten, Karakalpaken, Tschuktschen und asiatischen Eskimos, Verlag Neues Leben, Berlin 1985, mit Fotos von Heinz Krüger und Detlev Steinberg und Zeichnungen von Karl-Heinz Döhring.

 

* Von der Wolga bis zum Pazifik, bei Tuwinern, Kalmyken, Niwchen und Oroken, Verlag der Nation, Berlin 1990, 236 Seiten mit Fotos von Detlev Steinberg und Zeichnungen von Karl-Heinz Döhring.

 

Biographie:

 

* Pater Maksimylian Kolbe, Guardian von Niepokalanów und Auschwitzhäftling Nr. 16 670, Union Verlag, Berlin 1984, 2. Auflage.

 

 

... als Herausgeberin:

 

Sprichwörterbücher:

 

* Aus Tränen baut man keinen Turm, ein kaukasischer Spruchbeutel, Weisheiten der Adygen, Dagestaner und Osseten, Eulenspiegel Verlag Berlin in zwei Auflagen (1983 und 1985), von mir übersetzt und herausgegeben, illustriert von Wolfgang Würfel.

* Dein Freund ist dein Spiegel, ein Sprichwörter-Büchlein mit 111 Sprichwörtern der Adygen, Dagestaner Kalmyken, Karakalpaken, Karelier, Osseten, Tschuktschen und Tuwiner, von mir gesammelt und zusammengestellt, mit einer Vorbemerkung und ethnographischen Zwischentexten versehen, die Illustrationen stammen von Karl Fischer, die Gestaltung von Horst Wustrau, Herausgeber ist die Redaktion FREIE WELT, Berlin 1986.

 * Liebe auf Russisch, ein in Leder gebundenes Mini-Bändchen im Schuber mit Sprichwörtern zum Thema „Liebe“, Buchverlag Der Morgen, Berlin 1990, von mir (nach einer Interlinearübersetzung von Gertraud Ettrich) in Sprichwortform gebracht, herausgegeben und mit einem Nachwort versehen, illustriert von Annette Fritzsch.

Aphorismenbuch:

* 666 und sex mal Liebe, Auserlesenes, 2. Auflage, Mitteldeutscher Verlag Halle/Leipzig, 200 Seiten mit Vignetten und Illustrationen von Egbert Herfurth.

 

... als Mitautorin:

 

Kinderbücher:

 

* Warum? Weshalb? Wieso?, Ein Frage-und-Antwort-Buch für Kinder, Band 1 bis 5, Herausgegeben von Carola Hendel, reich illustriert, Verlag Junge Welt, Berlin 1981 -1989.

 

Sachbuch:

 

* Die Stunde Null, Tatsachenberichte über tapfere Menschen in den letzten Tagen des zweiten Weltkrieges, Hrsg. Ursula Höntsch, Verlag der Nation 1966.

 

 

... als Verantwortliche Redakteurin:

 

* Leben mit der Erinnerung, Jüdische Geschichte in Prenzlauer Berg, Edition  Hentrich, Berlin 1997, mit zahlreichen Illustrationen.

 

* HANDSCHLAG, Vierteljahreszeitung für deutsche Minderheiten im Ausland, Herausgegeben vom Kuratorium zur kulturellen Unterstützung deutscher Minderheiten im Ausland e. V., Berlin 1991 - 1993.

 

Die erste Ausgabe von HANDSCHLAG liegt vor. Von links: Dr. Gotthard Neumann, Leonhard Kossuth (Präsident), Horst Wustrau

(Gestalter von HANDSCHLAG), Gisela Reller, Dr. Erika Voigt

(Mitarbeiter des Kuratoriums zur kulturellen Unterstützung deutscher Minderheiten im Ausland e. V.).

Foto aus: Rellers Völkerschafts-Archiv

 

Pressezitate (Auswahl) zu Gisela Rellers Buchveröffentlichungen:

Dieter Wende in der „Wochenpost“ Nr. 15/1985:

„Es ist schon eigenartig, wenn man in der Wüste Kysyl-Kum von einem Kamelzüchter gefragt wird: `Kennen Sie Gisela Reller?´ Es ist schwer, dieser Autorin in entlegenen sowjetischen Regionen zuvorzukommen. Diesmal nun legt sie mit ihrem Buch Von der Wolga bis zum Pazifik Berichte aus Kalmykien, Tuwa und von der Insel Sachalin vor. Liebevolle und sehr detailgetreue Berichte auch vom Schicksal kleiner Völker. Die ethnografisch erfahrene Journalistin serviert Besonderes. Ihre Erzählungen vermitteln auch Hintergründe über die Verfehlungen bei der Lösung des Nationalitätenproblems.“

B(erliner) Z(eitung) am Abend vom 24. September 1981:

"Gisela Reller, Mitarbeiterin der Illustrierten FREIE WELT, hat autonome Republiken und gebiete kleiner sowjetischer Nationalitäten bereist: die der Burjaten, Adygen und Karelier. Was sie dort ... erlebte und was Heinz Krüger fotografierte, ergíbt den informativen, soeben erschienenen Band Zwischen Weißem Meer und Baikalsee."

Sowjetliteratur (Moskau)Nr. 9/1982:

 "(...) Das ist eine lebendige, lockere Erzählung über das Gesehene und Erlebte, verflochten mit dem reichhaltigen, aber sehr geschickt und unaufdringlich dargebotenen Tatsachenmaterial. (...) Allerdings verstehe ich sehr gut, wie viel Gisela Reller vor jeder ihrer Reisen nachgelesen hat und wie viel Zeit nach der Rückkehr die Bearbeitung des gesammelten Materials erforderte. Zugleich ist es ihr aber gelungen, die Frische des ersten `Blickes´ zu bewahren und dem Leser packend das Gesehene und Erlebte mitzuteilen. (...) Es ist ziemlich lehrreich - ich verwende bewusst dieses Wort: Vieles, was wir im eigenen Lande als selbstverständlich aufnehmen, woran wir uns ja gewöhnt haben und was sich unserer Aufmerksamkeit oft entzieht, eröffnet sich für einen Ausländer, sei es auch als Reisender, der wiederholt in unserem Lande weilt, sozusagen in neuen Aspekten, in neuen Farben und besitzt einen besonderen Wert. (...) Mir gefällt ganz besonders, wie gekonnt sich die Autorin an literarischen Quellen, an die Folklore wendet, wie sie in den Text ihres Buches Gedichte russischer Klassiker und auch wenig bekannter nationaler Autoren, Zitate aus literarischen Werken, Märchen, Anekdoten, selbst Witze einfügt. Ein treffender während der Reise gehörter Witz oder Trinkspruch verleihen dem Text eine besondere Würze. (...) Doch das Wichtigste im Buch Zwischen Weißem Meer und Baikalsee sind die Menschen, mit denen Gisela Reller auf ihren Reisen zusammenkam. Unterschiedlich im Alter und Beruf, verschieden ihrem Charakter und Bildungsgrad nach sind diese Menschen, aber über sie alle vermag die Autorin kurz und treffend mit Interesse und Sympathie zu berichten. (...)"

Neue Zeit vom 18. April 1983:

„In ihrer biographischen Skizze über den polnischen Pater Maksymilian Kolbe schreibt Gisela Reller (2. Auflage 1983) mit Sachkenntnis und Engagement über das Leben und Sterben dieses außergewöhnlichen Paters, der für den Familienvater Franciszek Gajowniczek freiwillig in den Hungerbunker von Auschwitz ging.“

Der Morgen vom 7. Februar 1984:

„`Reize lieber einen Bären als einen Mann aus den Bergen´. Durch die Sprüche des Kaukasischen Spruchbeutels weht der raue Wind des Kaukasus. Der Spruchbeutel erzählt auch von Mentalitäten, Eigensinnigkeiten und Bräuchen der Adygen, Osseten und Dagestaner. Die Achtung vor den Alten, die schwere Stellung der Frau, das lebensnotwendige Verhältnis zu den Tieren. Gisela Reller hat klug ausgewählt.“

1985 auf dem Solidaritätsbasar auf dem Berliner Alexanderplatz: Gisela Reller (vorne links) verkauft ihren „Kaukasischen Spruchbeutel“ und 1986 das extra für den Solidaritätsbasar von ihr herausgegebene Sprichwörterbuch „Dein Freund ist Dein Spiegel“.

Foto: Alfred Paszkowiak

 Neues Deutschland vom 15./16. März 1986:

"Vor allem der an Geschichte, Bräuchen, Nationalliteratur und Volkskunst interessierte Leser wird manches bisher `Ungehörte´ finden. Er erfährt, warum im Kaukasus noch heute viele Frauen ein Leben lang Schwarz tragen und was es mit dem `Ossetenbräu´ auf sich hat, weshalb noch 1978 in Nukus ein Eisenbahnzug Aufsehen erregte und dass vor Jahrhunderten um den Aralsee fruchtbares Kulturland war, dass die Tschuktschen vier Begriff für `Freundschaft´, aber kein Wort für Krieg besitzen und was ein Parteisekretär in Anadyr als notwendigen Komfort, was als entbehrlichen Luxus ansieht. Großes Lob verdient der Verlag für die großzügige Ausstattung von Diesseits und jenseits des Polarkreises.“

 

 Gisela Reller während einer ihrer über achthundert Buchlesungen

in der Zeit von 1981 bis 1991.

Berliner Zeitung vom 2./3. Januar 1988:

„Gisela Reller hat klassisch-deutsche und DDR-Literatur auf Liebeserfahrungen durchforscht und ist in ihrem Buch 666 und sex mal Liebe 666 und sex mal fündig geworden. Sexisch illustriert, hat der Mitteldeutsche Verlag Halle alles zu einem hübschen Bändchen zusammengefügt.“

Neue Berliner Illustrierte (NBI) Nr. 7/88:

„Zu dem wohl jeden bewegenden Thema finden sich auf 198 Seiten 666 und sex mal Liebe mannigfache Gedanken von Literaten, die heute unter uns leben, sowie von Persönlichkeiten, die sich vor mehreren Jahrhunderten dazu äußerten.“

Das Magazin Nr. 5/88.

"`Man gewöhnt sich daran, die Frauen in solche zu unterscheiden, die schon bewusstlos sind, und solche, die erst dazu gemacht werden müssen. Jene stehen höher und gebieten dem Gedenken. Diese sind interessanter und dienen der Lust. Dort ist die Liebe Andacht und Opfer, hier Sieg und Beute.´ Den Aphorismus von Karl Kraus entnahmen wir dem Band 666 und sex mal Liebe, herausgegeben von Gisela Reller und illustriert von Egbert Herfurth."

 

Schutzumschlag zum „Buch 666 und sex mal Liebe“ .

Zeichnung: Egbert Herfurth

 

FÜR DICH, Nr. 34/89:

 

"Dem beliebten Büchlein 666 und sex mal Liebe entnahmen wir die philosophischen und frechen Sprüche für unser Poster, das Sie auf dem Berliner Solidaritätsbasar kaufen können. Gisela Reller hat die literarischen Äußerungen zum Thema Liebe gesammelt, Egbert Herfurth hat sie trefflich illustriert."

Messe-Börsenblatt, Frühjahr 1989:

"Die Autorin – langjährige erfolgreiche Reporterin der FREIEN WELT - ist bekannt geworden durch ihre Bücher Zwischen Weißem Meer und Baikalsee und Diesseits und jenseits des Polarkreises. Diesmal schreibt die intime Kennerin der Sowjetunion in ihrem Buch Von der Wolga bis zum Pazifik über die Kalmyken, Tuwiner und die Bewohner von Sachalin, also wieder über Nationalitäten und Völkerschaften. Ihre Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft wird uns in fesselnden Erlebnisberichten nahegebracht."

Im Börsenblatt für den Deutschen Buchhandel schrieb ich in der Ausgabe 49 vom 7. Dezember 1982 unter der Überschrift „Was für ein Gefühl, wenn Zuhörer Schlange stehen“:

„Zu den diesjährigen Tagen des sowjetischen Buches habe ich mit dem Buch Zwischen Weißem Meer und Baikalsee mehr als zwanzig Lesungen bestritten. (…) Ich las vor einem Kreis von vier Personen (in Klosterfelde) und vor 75 Mitgliedern einer DSF-Gruppe in Finow; meine jüngsten Zuhörer waren Blumberger Schüler einer 4. Klasse, meine älteste Zuhörerin (im Schwedter Alten- und Pflegeheim) fast 80 Jahre alt. Ich las z.B. im Walzwerk Finow, im Halbleiterwerk Frankfurt/Oder, im Petrolchemischen Kombinat Schwedt; vor KIM-Eiersortierern in Mehrow, vor LPG-Bauern in Hermersdorf, Obersdorf und Bollersdorf; vor zukünftigen Offizieren in Zschopau; vor Forstlehrlingen in Waldfrieden; vor Lehrlingen für Getreidewirtschaft in Kamenz, vor Schülern einer 7., 8. und 10 Klasse in Bernau, Schönow und Berlin; vor Pädagogen in Berlin, Wandlitz, Eberswalde. - Ich weiß nicht, was mir mehr Spaß gemacht hat, für eine 10. Klasse eine Geographiestunde über die Sowjetunion einmal ganz anders zu gestalten oder Lehrern zu beweisen, dass nicht einmal sie alles über die Sowjetunion wissen – was bei meiner Thematik – `Die kleinen sowjetischen Völkerschaften!´ – gar nicht schwer zu machen ist. Wer schon kennt sich aus mit Awaren und Adsharen, Ewenken und Ewenen, Oroken und Orotschen, mit Alëuten, Tabassaranern, Korjaken, Itelmenen, Kareliern… Vielleicht habe ich es leichter, Zugang zu finden als mancher Autor, der `nur´ sein Buch oder Manuskript im Reisegepäck hat. Ich nämlich schleppe zum `Anfüttern´ stets ein vollgepacktes Köfferchen mit, darin von der Tschuktschenhalbinsel ein echter Walrosselfenbein-Stoßzahn, Karelische Birke, burjatischer Halbedelstein, jakutische Rentierfellbilder, eskimoische Kettenanhänger aus Robbenfell, einen adygeischen Dolch, eine karakalpakische Tjubetejka, der Zahn eines Grauwals, den wir als FREIE WELT-Reporter mit harpuniert haben… - Schön, wenn alles das ganz aufmerksam betrachtet und behutsam befühlt wird und dadurch aufschließt für die nächste Leseprobe. Schön auch, wenn man schichtmüde Männer nach der Veranstaltung sagen hört: `Mensch, die Sowjetunion ist ja interessanter, als ich gedacht habe.´ Oder: `Die haben ja in den fünfundsechzig Jahren mit den `wilden´ Tschuktschen ein richtiges Wunder vollbracht.´ Besonders schön, wenn es gelingt, das `Sowjetische Wunder´ auch denjenigen nahezubringen, die zunächst nur aus Kollektivgeist mit ihrer Brigade mitgegangen sind. Und: Was für ein Gefühl, nach der Lesung Menschen Schlange stehen zu sehen, um sich für das einzige Bibliotheksbuch vormerken zu lassen. (Schade, wenn man Kauflustigen sagen muss, dass das Buch bereits vergriffen ist.) – Dank sei allen gesagt, die sich um das zustande kommen von Buchlesungen mühen – den Gewerkschaftsbibliothekaren der Betriebe, den Stadt- und Kreisbibliothekaren, den Buchhändlern, die oft aufgeregter sind als der Autor, in Sorge, `dass auch ja alles klappt´. – Für mich hat es `geklappt´, wenn ich Informationen und Unterhaltung gegeben habe und Anregungen für mein nächstes Buch mitnehmen konnte.“

Die Rechtschreibung der Texte wurde behutsam der letzten Rechtschreibreform angepasst.

Die BELARUSSEN wurden am 15.11.2015 ins Netz gestellt. Die letzte Bearbeitung erfolgte am 16.01.2016.

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Zeichnung: Karl-Heinz Döhring